Elektro-Moped?

Bildmaterial via Focus.deSchon vor ca. einem halben Jahr bin ich in einer Auto-Zeitschrift über einen Elektroroller (50 km/h Version) "gestolpert". Dieser sollte - glaube ich - von Aprilia im Laufe des kommenden Jahres angeboten werden. Zu einem doch recht hohen Roller-Preis.

Auch der E-Max, getestet beim Focus, wäre ein Elektro-Roller, der (leider immer noch unvernünftig und lebensgefährlich auf 45 km/h begrenzt) verhältmismäßig teuer ist.

Durch den folgenden Macuser.de Bar-Artikel bin ich nun wieder aufmerksam geworden und habe mich noch einmal mit dem Thema beschäftigt.



Mein kleiner Benzinstinker Aprilia Gulliver geht nun schon ins fünfzehnte Jahr und wird irgendwann wohl seinen verdienten Ruhestand antreten (müssen). Noch aber leistet er mir gute Dienste und bringt mich bei vertretbarem Wetter von A nach B. Innerhalb von Berlin gibt es nichts praktischeres als ein kleines, motorisiertes Zweirad. Keine Parkplatzprobleme, selten Stauprobleme, geringe Unterhaltskosten und zur BVG/S-Bahn häufig einen Zeitvorteil.

Nun bin ich aber auch nicht unbedingt das "Ökoschwein" und würde mich schweren Herzens auch vorzeitig von meinem Benzin-Gulliver trennen, wenn ... Ja, wenn?

Punkt 1:

Leider kann man ja dem deutschen Staat und den gesetzgebenden Leuten nicht klar machen, dass gedrosselte 45 km/h im Stadt- sowie Landstraßenverkehr auf einem Zweirad mehr als Lebensverkürzend sind. Wer Autofahrer ist, weiß was ich meine:

Kleines Kennzeichen kann heißen

  • bis 25 km/h ± 0 km/h Toleranz, da elektronische Drosselung (gedrosseltes Moped ab BJ 2002),

  • 25 km/h ± 5 km/h Toleranz, da mechanische Drosselung (gedrosseltes Moped bis BJ 2002),

  • bis 45 km/h ± 0 km/h Toleranz, da elektronische Drosselung (Mopeds/Roller ab BJ 2002),

  • 50 km/h ± 8 km/h Toleranz, da mechanische Drosselung = Verschleiß (Moped/Roller bis BJ 2002),

  • 60 km/h ± 8 km/h Toleranz, da mechanische Drosselung = Verschleiß ("DDR"-Roller/Mopeds bis BJ 1989)


(ohne Gewähr auf Richtigkeit)




Die Konsequenz für die meisten Autofahrer ist leider "Überholen, so schnell es geht". Nur weiß er ja nicht, ob der vor ihm fahrende Roller ein 25'er oder 50'er ist, oder einer der dazwischen liegenden Modelle. Schon oft bin ich so dadurch in Berlin in leicht brenzlige Situationen gekommen, die nicht hätten sein müssen.

Hier sollte sich EU-weit schleunigst auf ein generelles 50 km/h, besser 60 km/h, gerne auch wieder 80 km/h geeinigt werden. Schließlich ist auch niemandem geholfen, wenn ein gedrosselter Roller mehr Sprit verbraucht, also auch mehr Dreck verursacht, als ein gleiches, ungedrosseltes Modell. Die 80 km/h und 125 ccm Regelung an der Ausgabe des Führerscheins ("vor 1980 erteilt") festzumachen, halte ich für völlig willkürlich und nicht gerechtfertigt.

Dies würde sicherlich auch einige Verkehrsunfälle oder gefährliche Verkehrssituationen verhindern. Aber das bleibt vermutlich nur Wunschtraum, die Auto-Lobby ist hier vermutlich mit ein starker Gegner. Daher nun zu ...

Punkt 2:

Wie funktioniert so ein Elektro-Roller wirklich in der alltäglichen Nutzung? Reichen 50 km Laufleistung mit einer Akkuladung wirklich aus? Ok, meine Strecke zur und von Arbeit sind nur ca. 30 km. Aber fährt man nicht doch mal "Umwege"? Reicht dann die Reserve von 20 km? Und kann ich wirklich die 50 km komplett fahren oder "tuckert" der Roller die letzten 5 km? Schließlich müsste mein Roller für den Winterschlaf ca. 45 km weit fahren (Wintergarage).

Wie ist das regelmäßige Aufladen der Akkus, die Leistungsentfaltung, die Wartung, die Pflege usw.? Werden die Ladezyklen immer länger, muss ich die Akkus speziell pflegen? Und wie ist die Leistungsentfaltung bei sehr kalten oder sehr warmen Temperaturen? Steigt/sinkt dann die Laufleistung?

Wie verhält sich die Laufleistung, wenn - wie gesetzlich vorgeschrieben - permanent mit Licht gefahren wird? Fällt das ins Gewicht?

Muss ich den Roller im Speziellen irgendwie Pflegen oder für eine Winterpause vorbereiten?

Wie reagiert das Umfeld auf einen geräuschlosen Roller? Und wie lädt man das Teil wieder auf - wenn man im fünften Stock wohnt?

Und worin (außer im Aussehen und in der Watt-Leistung) unterscheiden sich eigentlich die ganzen Modelle. Gerade beim großen Auktionshaus gibt es ja einige "China"-Modelle. Gibt es Dinge, auf die man unbedingt achten sollte (keine Blei-Akkus?, kein Modell XY?).

Wie verhält sich so ein Roller beim Crash? Gibt es da "gefährlichere" Situationen als bei einem Zwei-Takter?

Gibt es eigentlich auch solche Roller mit "Sofa"-Eigenschaft und für langbeinige, große Menschen?

Fragen über Fragen, vielleicht kann ja jemand einige davon beantworten oder mal sein Modell in Berlin für eine Probefahrt zur Verfügung stellen ;-).

Auf jeden Fall scheint ein Elektroroller ein Alternative für die (nähere) Zukunft.
Bildmaterial von Focus.de